Mittwoch, 29. Juni 2016

Wyssa Suone - der luftige Weg ins Gredetschtal

Den Ausgangspunkt Mund dieser einmalig schönen Suonenwanderung erreicht man mit dem Postauto ab Brig. Auf gut markiertem Weg steigt man in knapp einer Stunde hinauf nach Zienzhischinu, wo beim Stolleneingang das Abenteuer Wyssa beginnt.

Route: Mund Dorf - Tähischinu - Roosse - Zienzhischinu - Stolleneingang - Wyssa Suone - Gredetschtal - Wasserfassung Pt. 1537 - Üsseres Senntum - Oberschta Suone - Oberbirgisch - Birgisch

9 km, 500 Hm Aufstieg, 600 Hm Abstieg, 4 Std., T3

Stirnlampe empfehlenswert!





Informationen zur Wyssa
Gemeinde                  Naters
Bewässerte Zone       Roosse, Bodma
Fassung                     Mundbach auf 1453 M.ü.M.
Länge                         4.4 km
Zustand                      komplett wasserführend
Ersterwähnung           1462
Wege                           grösstenteils begehbar




Ankunft auf der Wyssa. Auf Zienzhischinu hat man eine prächtige Aussicht Richtung Weisshorn.



Der Stollen gehört zum Bewässerungsprojekt, das zwischen 1990 und 1994 realisiert wurde. Ab hier geht eine Rohrleitung talwärts, die alle Munder Suonen mit Wasser versorgt. Der (meist) beleuchtete Stollen ist aber auch der bequemste Zugang ins Gredetschtal - der bequemste, aber nicht der schönste.



Schon kurz nach dem Start kommt der erste der vielen Tunnel. Früher waren bis zu 200 Kännel montiert. Da wäre die Begehung der Wyssa einiges schwieriger gewesen ...


Makaber, aber eine deutliche Warnung an alle, die nicht trittsicher und schwindelfrei sind. Der Schutzengel kann es eben nicht immer richten.


Nicht in jedem Tunnel hat es einen so breiten Hüterweg. Einige sind schmal und niedrig.


Ins Wasser fällt man nicht. Man kann sich bequem am Fels abstützen.



Tunnel und ausgesetzte Stellen folgen dicht aufeinander. Gelegentlich ist bergseitig zur Sicherheit ein Seil montiert.


Es ist ratsam, sich bei solchen Stellen zu bücken. Mein Kopf könnte da einiges erzählen ...


Ein Dach über dem Kopf! Genau an dieser heiklen Stelle ist kein Seil montiert. Ein Hinweis: Zwei Wanderstöcke sind auf solchen Suonen gefährlich. Wenn schon, dann nur ein Stock, mit dem man sich in der Suone abstützen kann! 




Ein Höhepunkt naht: das Wasserrad. Bei meiner ersten Begehung erschrak ich, weil ich Geissen bimmeln hörte. Kreuzen mit Geissen und Schafen ist hier schwierig. Ich hörte von weitem das Glöcklein am Wasserrad.



An dieser Stelle sieht man Elemente der historischen Leitung: ein Träger für einen Kännel und ein Togguloch (Loch für den Tragbalken).


Das Wasserrad lief einige Jahre nicht mehr, weil eine Lawine den hängenden Kännel weggerissen hatte. Jetzt hängt er wieder, wie das folgende Foto zeigt.



Suonentechnische Details: im Togguloch steckt der Toggu (Tragbalken). Am Toggu ist der Krapfen befestigt, der den Kännel trägt.


Tief unten im Tal sieht man den Beginn der Oberschta Suone. Diese fliesst nach Birgisch. Auf ihrem Hüterweg werde ich absteigen.



Auch eine Stelle, die es in sich hat. Im Schatten ist es feucht und glitschig. Und talwärts ist es nicht nur steil - es ist überhängend.


Es folgt das legendäre Steibortji. Das Felsband ist einwärts geneigt. Da bin ich echt froh über das Drahtseil ...



Rückblick auf das Steibortji - aber gleich folgt der Tunnel, den ich gar nicht liebe.


Der Tunnel ist eng und sehr niedrig. Ich rutsche jeweils auf den Knien und habe auch so Mühe, nicht mit dem Rucksack stecken zu bleiben.



Auch hier sieht man am Fels Spuren der alten Wasserleitung. Gleich folgt Z Läng Tünel, und hier werde ich um eine Erkenntnis reicher: die allerbeste Stirnlampe nützt nichts, wenn sie im Rucksack bleibt. Vier Mal erinnert mich das Tünel daran, dass es sehr niedrig ist. Immerhin: beschädigt habe ich das Tünel nicht.



Nach den Felspartien führt die Wyssa durch steile Weiden. Im Hintergrund grüsst das Nesthorn.



Und schon bin ich bei der modernen Wasserfassung. Zwischen hier und der Alp Strick liegt übrigens noch viel Schnee.



Zügig wandere ich nun Tal auswärts, zur Linken der Mundbach, für mich einer der schönsten Bäche der Schweiz. Natur pur, so weit das Auge recht. Und weil er so schön ist, gleich noch ein zweites Mal:





Auf blauen Tafeln wurde gewarnt vor Kälbern, Muttertieren und Stieren. Solche sah ich im Üsseren Senntum im Gegenlicht - nur hatten sie so seltsame Ohren. Es waren Esel ..... Zum Schluss der Abstieg auf der Oberschta Suone in Kürze:


Beginn der Oberschta in Üsseren Senntum
Auch auf der Oberschta hat es viele Tunnel
So nebenbei: es hat auch einen langen und sehr niedrigen Tunnel. Unglaublich, wie hell meine neue Stirnlampe leuchtet! Offensichtlich bin ich auch in meinem fortgeschrittenen Alter noch lernfähig!  


Kühne historische Führung der Oberschta

Zur Belohnung der erste blühende Türkenbund des Jahres

Blick zurück nach Mund















Mittwoch, 8. Juni 2016

Von Grimisuat über die Bisse de Lentine und die Bisse du Mont d'Orge zum Pont de la Morge

Grimisuat erreicht man mit dem Bus von Sion Richtung Anzère oder Montana Crans. Wie auf dem Wegweiser ersichtlich, kann man von hier aus auf mehrere Bissen absteigen. 

Route: Grimisuat - Sionne Brücke - Sionne Prise d'eau (Schöpfe) - Bisse de Lentine - Lac du Mont d'Orge - Bisse du Mont d'Orge - Pont de la Morge

10 km, 3 Std., 400 Hm Abstieg, T2




Am oberen Bildrand ist das Ende der Bisse de Sion ersichtlich, in der Mitte die Bisse de Lentine und unten links die Bisse du Mont d'Orge. Eine Besonderheit der Bisse de Sion: Ihr Wasser fliesst ins Flüsschen Sionne, damit genügend Wasser zur Verfügung steht für alle Bissen. 
Das Restwasser der Bisse de Lentine speist den Lac de Mont d'Orge.







Infos zur Bisse de Lentine
siehe auch http://www.suone.ch/ von Johannes Gerber

Region                   Savièse und Conthey
Gemeinde              Savièse / Sion
Bewässerte Zone   Lentine / La Muraz
Länge                     4.4 km
Baujahr                   1862
Zustand                  komplett wasserführend  
Wege                      grösstenteils begehbar


Start im stattlichen Dorf Grimisuat. Einkehrmöglichkeit im Café La Place
Im Abstieg zur Sionne öffnet sich der Blick hinüber zum Dorf Drône.
Von der Brücke geht es steil hinunter zur Sionne. Sie führt zur Zeit viel Wasser.
Die Schöpfe (Prise d'eau) der Bisse de Lentine. Ihr Wasser wird in erster Linie für die Bewässerung der Rebberge verwendet.









 Die Wanderung führt meist durch Rebberge. Weil es nicht erwünscht ist, dass zu viel Grundwasser in die Rebberge eindringt, fliesst das Wasser oft durch Blech- oder Betonkännel.








Sedimente an der Mauer

Auch die Bisse de Lentine hat ihren Vegetationsgürtel


Reben, soweit das Auge reicht

Blick hinüber ins Val de Nendaz

Blick hinüber zum Hügel Valeria


Wir nähern uns jetzt dem Lac du Mont d'Orge. Wie an der Bisse de Clavau blüht auch hier die Spornblume (Centranthus ruber). Die Bisse de Lentine verschwindet nun in Rohren und fliesst hinunter in den See.








Der Lac du Mont d'Orge - Mittelpunkt eines wunderschönen Naturschutzgebietes.
















Infos zur Bisse de Mont d'Orge

Region                   Savièse und Conthey
Gemeinde              Sion
Bewässerte Zone   Mont d'Orge
Länge                     2.5
Baujahr                   1895
Zustand                  komplett wasserführend  
Wege                      grösstenteils begehbar


Auf der Bisse de Mont d'Orge geniesst man durchgehend eine prächtige Aussicht, auf die Stadt Sion mit ihren Hügeln, ins Rhonetal, in die Berge. Was allerdings nerven kann, ist Lärm vom nahen Flugplatz.

 Gut markiert - aber verlaufen kann man sich auf einer Bisse eher nicht ...
 Beschaulich, bequemer Hüterweg, hie und da ein Jogger, aber keine Biker.

 Eine botanische Rarität, auch an der Bisse de Clavau zu sehen: das Meerträubchen (Ephedra sinica)
Es zierte in der 2. Auflage den Einband der Flora Helvetica von Gerhart Wagner.
 Eine weitere Spezialität: der Feigenkatus (Opuntia humifusa)
Und dann immer wieder der Blick ins Rhonetal.



Ein typisches Hindernis im Wallis. Wie bekommt man das Ding weg?

Nicht zu unterschätzen sind die Mauern, über die der schmale Hüterweg führt.












Neben den Meerträubchen noch ein Träubchen mehr ...


Fast zum Schluss ein Holunderbaum
Hier verschwindet die Bisse - und bald sind wir an der Bushaltestelle Pont de la Morge. Wir sind glücklich, in diesem regnerischen Mai schöne Bissen und schönes Wetter gefunden zu haben.

Morgen bin ich im Baltschiedertal am Niwärch Gmeiwärch. Ich freue mich!