Dienstag, 19. Juli 2016
Schon allein die Fahrt mit dem Postauto hinauf zum Lac de Tzeusier ist ein Erlebnis. Ab Ayent kurven die wie auf der Griesalp speziellen Busse das schmale Strässchen hinauf, und nach einigen engen und niedrigen Tunneln liegt plötzlich der stahlblaue Lac de Tzeusier vor uns. Hier, auf der Barrage Rawil, beginnt der Aufstieg zum Rawilpass. Mein heutiges erstes Ziel ist jedoch die Quelle der Liènne, ein Naturwunder der besonderen Art.
Route: Barrage Rawil - über die Staumauer auf die Ostseite - Liènne-Quelle - Fassung Bisse de Sion - Barrage de Rawil - Les Rousses - Reservoir Samarin - Ravouéné - Les Grillesses - Audey - Anzère
14 km, 100 Hm Aufstieg, 400 Hm Abstieg, 4 Std. Wanderzeit, kurz T2, sonst T1
Blick von der Barrage de Rawil auf den Lac de Tzeusier. Er staut das Wasser, das aus der hier nicht sichtbaren Quelle der Liènne austritt. Allein schon die Rundwanderung (knapp 2 Std.) ist die lange Reise wert.
Blick von der Staumauer hinunter in die wilde Schlucht der Liènne. Trostlos. Kein Tropfen Restwasser ist auszumachen.
Am rechten Ufer sehen wir die Gräte, die zum Rawilhorn hinaufführen. Einige Höhenmeter oberhalb des Ufers fliesst die Bisse de Sion von rechts nach links.
Diese gelbe Blume werde ich heute immer wieder antreffen. Es ist der Kugelginster (Genista rabiata). Er wächst in dieser Gegend an trockenwarmen Hängen und Felsen.
Eine weitere gelbe Blume, der das feuchte Wetter dieses Sommers gut bekommen ist: das Alpen-Sonnenröschen (Helianthemum alpestre).
Beide Ufer auf einen Blick. Links der Pfad zur Quelle, rechts das Strässchen und die Bisse de Sion
Der Höhepunkt der Rundwanderung um den See: die Quelle der Liènne. Diese Quelle ist ein ausgezeichneter Indikator des örtlichen Wasserkreislaufes. Die Abflussmenge variert in spektakulärer Art und Weise, je nach Saison: im Frühling und im Sommer sprudeln zwei Quellen aus den Felsen, im Herbst und Winter jedoch nur eine.
Unten im Kessel bildet sich im Wasserstaub ein Regenbogen.
Im Abstieg von der Quelle zur Fassung der Bisse de Sion folge ich einem unmarkierten Pfad. Hier gelingt dieses Foto. Gemäss einer uralten Markierung kann man hier den Bach queren. Natürlich habe ich es nicht probiert!
Die Schöpfe der Bisse de Sion erreiche ich auf einem Umweg. Drei Fliegen auf einen Streich: die Quelle, die Liènne, der Anfang der Bisser de Sion.
Die Bisse de Sion ist in mehrfacher Hinsicht sehr speziell:
Sie wurde in den Jahren 1901 bis 1903 erbaut, ist also relativ jung.
Vom Bau gibt es fotografische Dokumente, siehe Foto.
Sie dient nur indirekt zum Bewässern. Ihr Wasser fliesst nach Anzère ins Flüsschen Sionne, dem im Verlaufe des Sommers das Wasser ausgeht.
Die Bisse führt überdurchschnittlich viel Wasser. Die Bissen Grimisuat, Lentine und Mont d'Orge werden davon profitieren.
Die Bisse de Sion am rechten Seeufer |
Im See versunkene Berge |
Viele Wandermöglichkeiten vom Staudamm aus |
Blick von der Strasse zu den Walliseralpen |
Aufstieg über das Galeriedach |
Leiter 1 führt auf das Dach |
Leiter 2: Willem bleibt mit dem Rucksack stecken |
Leiter 2: Willem hat's geschafft |
Nach steilem Abstieg kommt man hinunter auf die Bisse. Sie führt kein Wasser. Johannes erkundet den Stollen.
Nach Les Rousses verläuft die Bisse de Sion ca. zwei Kilometer durch schattigen Wald. Dies ist an einem heissen Tag sehr angenehm. Unterwegs hat es kurze Stollen, die man gut umgehen kann.
Stollen heute |
Stollen im Bau |
Nach dem Reservoir beim Sé des Samarins ist die Bisse eingelegt. Hie und da hört man ein Glucksen. Kugelginster, so weit das Auge reicht!
Das Trassee der Bisse quert Krächen, die ich von der Bisse d'Ayent her kenne: hier der Torrent Croix.
Der Blick öffnet sich. Ich sehe hinüber nach Crans Montana.
Les Grillesses 1903 |
Les Grillesses heute |
Ab hier saust das Wasser hinab .... |
... und kommt oberhalb Anzère wieder ans Tageslicht |
Beliebter Promenadeweg |
Ab hier könnte ich der Bisse de Sion Richtung Etang Long noch weiter folgen. Inzwischen ist es sehr heiss geworden. In wenigen Minuten bin ich bei der Post und fahre mich dem nächsten Kurs talwärts.
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